3. Je fremder der Sachbereich, desto grцsser die Schwierigkeiten beim Umgang mit deutschen Wцrtern.

4. Je stдrker die Satzeinbettung, desto geringer die Schwierigkeiten beim Umgang mit Fremdwцrtern.

5. Je geringer die Satzeinbettung, desto grцsser die Schwierigkeiten beim Umgang mit Fremdwцrtern.

6. Je geringer die Satzeinbettung, desto grцsser die Schwierigkeiten beim Umgang mit deutschen Wцrtern.

Oben war von den historischen, kulturellen und oekonomischen Ursachen fьr sprachliche Entlehnungen die Rede.Diese aussersprachlichen Ursachen bleiben zweifelsohne die wichtigsten Voraussetzungen und gehцren zum festen Bestand der Fremdwortdiskussion.Darьber hinaus muss es allerdings noch andere Grьnde dafьr geben, dass beispielweise englische Lehnwцrter fьr viele Sprachen Europas annehmbar waren.Die aussersprachlichen Begrьndungen allein geben keine hinreichende Erklдrung dafuer, dass Lehnwцrter aus der englischen Sprache in europaeischen Wцrterbьchern so ьberwichtig vertreten sind.Gemessen an aussersprachlichen Faktoren wie Geschichte, Politik, Kultur- und Geistesgeschichte usw., erscheint die deutsche Sprache dann deutlich unterreprдsentiert.Eine andere Rechnung, die nicht aufgeht: Der deutsche Sprachraum hat eine geographisch guenstige Lage mit sprachlichen Kontaktgrenzen in einer Laenge von 4850 km und mit einer Nachbarschaft zu 14 anderen Sprachen.Kontaktgrenzen und Nachbarschaften sind aber gleichbedeutend mit Mцglichkeiten der Einflussnahme und des Beeinflusswerdens.Zu wenig berьksichtigt wird die im europдischen Sinne gьnstige morphologische Struktur des englischen Wortschatzes.Gemeint sind vor allem Merkmale und Relationen, die durch den Mischsprachencharakter des Englischen bedingt sind.

Hinsichtlich der Verwendungs- und Verwertungsmцglichkeiten von internationalen Wortschдtzen lassen sich folgende Thesen formulieren: Gleiche Wortschдtze:

· kцnnen Alltagskommunikation zwischen Menschen verschiedener Herkunftssprachen erleichtern;

· haben im Hinblick auf Fremdsprachenerwerb und Fremdsprachenunterricht einen multiplizierten Gebrauchswert;

· geben Aufschluss ьber geschichtliche und kulturelle Kontaktvorgдnge zwischen verschiedenen Vцlkern;

· kцnnen als Wortschдtze einer mцglichen europдischen Integration interpretiert werden;

· leisten einen wichtigen Beitrag zur Differenzierung der Fremdwortdiskussion.

Im gesamt Bereich der gleichen Wortschдtze zeichnen sich -grob skizziert -drei Gebrauchsfelder ab:

1. Das Gebrauchsfeld des alltagsprachlichen Verkehrs mit Wцrtern des tдglichen Umgangs und Bedarfs (z.B.Ball/ball;Telefon/telephone usw.)

2. Das Gebrauchsfeld der sog.Verfьgungswortschдtze, die man als Kernwortschдtze wichtiger Sach-und Fachbereiche bezeichnen kann.(z.B.Orient/orient;Service/service u.a.)Die Verfьgungswцrter fallen in der Statistik nicht besonders ins Gewicht, sie sind aber unabdingbar fьr die sprachliche Bewдltigung wichtiger Sach - und Fachfragen.

3. Das Gebrauchsfeld der Fachwцrter verschiedenster Fachsprachen; nach dem Verstдndnis mehrere Forschungsansдtze kann man es in die Teilfelder der Theoriesprache, der fachlichen Umgangssprache und der Verteilersprache aufgliedern.

2. Einige Tendenzen zur Anglisierung im Deutschen

Da ist einmal die Flut neuer Sachbezeichnungen auf Grund der rasanten Entwicklung der Technologien und einer unvorstellbaren Ausweitung des (natur-)wissenschaftlichen Wissens. Um den allgemeinen Wortschatz selbst des gebildeten Menschen gruppiert sich eine Vielzahl von Fachsprachen, deren Wortschatz kein einzelner Mensch mehr beherrscht.

Neben den Fachsprachen und der Popularisierung einer Anzahl ihrer Ausdrьcke auch fьr den Allgemeinwortschatz fьhrt die immer stдrkere Hinwendung der Gesellschaft zur aktuellen und kurzlebigen journalistischen Information auch zur stдndigen Aufnahme von Ausdrьcken, die von Politikern und Journalisten neu geprдgt werden.

Der vielleicht charakteristischste Zug des gegenwдrtigen Wortschatzes ist der alle Sprachebenen betreffende Zustrom anglo-amerikanischer Ausdrьcke Nach 1918 und 1945 war eine wichtige Ursache sicherlich die psychologische und gesellschaftliche Anpassung der Besiegten an die Sieger.

Aber daneben sind noch andere Faktoren wirksam, wie der Einfluss des Englischen bzw. des Anglo-Amerikanischen auch auf andere Sprachen zeigt. Es war und ist die Attraktion, die von einem bestimmten Lebensstil, von dem mit ihm verbundenen Zeitgeist und von einer speziellen Unterhaltungs- und Jugendkultur ausgeht. Aber es sind – nicht zuletzt – auch ”bestimmte Vorzьge der englischen Sprache, die in Kombination mit dem geltenden Lebensstil und Zeitgeist ihre Wirksamkeit entfalten kцnnen. Ein zweifellos begьnstigender Faktor fьr die Dominanz des Englischen ist schliesslich noch die Rolle Amerikas als Weltmacht”*.

Das amerikanische Vorbild heim Lebensstil fьhrte schon bald nach dem Zweiten Weltkrieg zur Ьbernahme von Ausdrьcken wie ”Bikini“, ”Make-up“, ”Music-Box“, ”Playboy“, ”Sex“, ”Teenager“. Es sind griffigere Wцrter als die entsprechenden Ausdrьcke, die man im Deutschen dafьr bilden kцnnte. So klingt ”zweiteiliger Badeanzug“ bieder und schwerfдllig, verglichen mit ”Bikini“. Den ”Playboy“ mit ”reicher Lebemann“ wiederzugeben, trifft den Bedeutungsgehalt zuwenig.Das Wort ”Sex“, das auch beliebig fьr Zusammensetzungen verwendbar ist, mьsste im Deutschen immer irgendwie mit ”Geschlechts-“ oder ”geschlechtlich“ ausgedrьckt werden, was reichlich unattraktiv und schwerfдllig klingt. Der ”Teenager“ als Ausdruck fьr die 12- bis 19jдhrigen hat im Deutschen ьberhaupt keine Entsprechung So blieben nur die farblosen Amtsausdrьcke ”Jugendlicher“ bzw. ”Heranwachsender“.

Neben der Griffigkeit und Lockerheit haben viele moderne englische Lehnwцrter gegenьber mцglichen oder tatsдchlichen deutschen Entsprechungen den Vorzug der Kьrze. Zum Beispiel: ”Hobby“ statt ”Lieblingsbeschдftigung“, ”Fan“ statt ”Anhдnger“, ”Verehrer“ oder ”Shorts“ statt ”kurze Hose“. Viele der griffig-lockeren englischen Ausdrьcke sind einsilbig (”Box“, ”Boy“, ”cool“, ”Gag“, ”Jazz“, ”Jeep“, ”Job“, ”Quiz“, ”smart“, ”Team“, ”Test“, ”Trend“), was gerade fьr eine Sprache von Vorteil ist, die, wie das Deutsche, gern neue Ausdrьcke durch Zusammensetzung aus schon vorhandenen Wцrtern bildet.Stark vertreten sind daneben Ausdrьcke aus dem Freizeitbereich wie ”surfen“ oder ”joggen“.

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*Peter Braun.,Tendenzen in der deutschen Gegenwartssprache.-1993.- 105 S.

Ein Fahrrad, das sich wegen seiner Bauart und der vielen Gдnge fьr das Gelдnde- und Bergauffahren eignet, ist ein ”Mountain Bike“. Da dann auch sein Gegenstьck, das Fahrrad fьr die Stadt, einen Namen braucht, gibt es logischerweise auch das ”City Bike“. Obwohl ”grьne“ Politik in Deutschland frьher einsetzte als in den USA, sagen die Deutschen doch hдufig ”recyceln“ statt ”wiederverwerten“.

Ebenso stark vom Englischen geprдgt ist die Sprache des Wirtschaftslebens. Der ”Top-Manager“ einer ”High-Tech“-Firma “sponsert“ aus ”Image“-Grьnden Sportler, oder er versucht ein ”Product Placement“ in einer Fernsehsendung zu erreichen. Es geht ihm um ”Corporate Identity“ in seiner Firma, auch wenn er sie vielleicht in ein ”Joint Venture“ einbringt. Seine leitenden Mitarbeiter gehen mit ihrem ”Laptop“ auf Reisen, auf dem ”Airport“ (oder im Hotel) ”checken“ sie ein bzw. aus, und auch sonst wird vieles ge-”checkt“ oder auch mal ein Gesundheits-”check-up“ gemacht. Die Aufzдhlung liesse sich noch lange fortsetzen, sind doch allein seit 1945 ьber 3000 Anglizismen im Deutschen heimisch geworden.

Anglizismen, wie den oben aufgefьhrten einsilbigen Ausdrьcken, werden auch ein Liebhaber der deutschen Sprache zugestehen, dass sie einen ”leichteren“, ”flotteren“ sprachlichen Ausdruck ermцglichen, gerade wegen ihrer vielfдltigen Verwendbarkeit fьr Zusammensetzungen. Aber die Verwendung vieler Anglizismen in Fдllen, in denen vorhandene oder denkbare deutsche Ausdrьcke genauso gut wдren (zum Beispiel ”joggen“, ”recyceln“, ”sponsern“, ”Ticket“) zeigt, dass es hier weniger um das griffige Wort noch um den klassischen Fall der Ьbernahme von Sachen mit ihrem Namen geht, sondern um den Versuch, ein bestimmtes, als modern empfundenes Image zu vermitteln. Es ist der amerikanische ”life style“, der in Deutschland kopiert wird. Deshalb wдre es auch aussichtslos, mit den Mitteln des Sprachpurismus dagegen ankommen zu wollen. Wer die Anglisierung verhindern wollte, mьsste auch den ”deutschen“ Lebensstil soweit verдndern, dass er als gleich attraktiv empfunden wird. )