Schon die verschiedenen Sparten und Rubriken einer Zeitung, Zeitschrift etc. wie Politik, Wirtschaft, Feuilleton, Sport etc. zeigen an, dass Pressepublikationen auch fachsprachliches Vokabular enthalten. Der Leser einer solchen Publikation wird sich zwar nicht fьr alle Bereiche, die in einer Zeitung behandelt werden, interessieren und den verschiedenen Bereichen unterschiedliches Interesse entgegenbringen. Dennoch sollten die Printmedien oder die elektronischen Medien nicht zu viele fachsprachliche Begriffe enthalten, da sich Probleme bezьglich der Verstдndlichkeit ergeben kцnnten.

Daher werden in den Medien bei neuen oder schwer verstдndlichen fachsprachlichen Begriffen dem Leser, Seher oder Hцrer hдufig Erklдrungen geliefert.

Besondere Aufmerksamkeit wird den Anglizismen geschenkt, die in Bereichen vorkommen, die zum Lebensstil des modernen Menschen gehцren wie etwa die Freizeitindustrie, die Unterhaltungselektronik, der Sport etc. Mit anderen Worten: Der fachsprachliche Wortschatz der modernen Touristik wird eher berьcksichtigt als der in der Astronomie vorkommende.

Wenn ein Anglizismus im fachsprachlichen Wortschatz der im Korpus zusammengestellten Quellen, nicht-fachsprachlichen Publikationen, hдufiger vorkommt, kann wohl davon ausgegangen werden, dass er zum Vokabular der Standardsprache gehцrt oder auf dem Wege dahin ist. Joint venture ist ein aktuelles Beispiel.

Dennoch gibt es auch hier problematische Erscheinungen:

Ein spezielles Problem ergibt sich beim Anzeigenteil von Tageszeitungen. Er wurde ebenso wie die Anzeigen in Zeitschriften, Magazinen, Illustrierten etc. im Korpus berьcksichtigt, da auch hier die Annahme gilt, dass eine Annonce, Werbetexte. Reklame etc. nach Mцglichkeit jeden Leser erreichen muss, d.h. keine Wцrter enthalten darf, die im standardsprachlichen Vokabular nicht bekannt sind. Dafьr gibt es Ausnahmen in der Werbesprache, die gelegentlich von der standardsprachlichen Norm abweicht, um die Aufmerksamkeit des Lesers zu erregen.

Ein besonderes Problem ergab sich bei aus dem Englischen stammenden Berufsbezeichnungen wie Art-Director, Layouter, Sales Manager, Visualizer etc., die primдr in Stellenanzeigen vorkommen, aber vornehmlich oder nur Interessenten bekannt sein dьrften, die selbst in der jeweiligen Branche tдtig sind. Solche Berufsbezeichnungen kцnnte man daher als fachsprachlich bezeichnen.

5.Einige Tendenzen zur Neubildungen

In dieser Arbeit werden aus oder nach englischem Vorbild entstandene freie und gebundene Morpheme, Komposita und Mehrwortlexeme behandelt. Bildungen aus zwei oder mehr Lexemen hingegen bieten eine Reihe von Problemen, die nachfolgend zu erцrtern sind.

Es gibt eine zunehmende Tendenz, Wortgruppen zu einem Wort zusammenzufassen; aus Wortmehrheiten werden Worteinbeiten. Die Zusammenfassung von Wortgruppen zu Worteinheiten beginnt schon in der Sprachgeschichte des Mittelalters; sie hat in der deutschen Gegenwartssprache Ausmasse angenommen, wie sie in kaum einer anderen europдischen Sprache zu beobachten sind, trotz >Unbegreiflichkeit< im Englischen: Wдhrend man bei den meisten Entwicklungstendenzen, vor allem im Bereich der Syntax und der Morphologie, eine Verдnderungsrichtung von der Synthese zur Analyse beobachtet, kann man im Bereich der Wortbildung eine Tendenz der Synthese registrieren.

Fьr die starke Zunahme der zusammengesetzten und abgeleiteten Lexeme sind folgende Grьnde zu nennen:

1. Der ungewцhnlich grosse Benennungsbedarf in allen Bereichen des modernen Lebens sowie das Streben nach sprachlicher Differenzierung in vielen Sach- und Fachbereichen;

2. Streben nach Verdeutlichung: Serviceleistung, , Testversuch.

3. Streben nach sprachlicher Цkonomie. Im Prinzip sind alle unter Punkt 1 angegebenen Beispiele gleichzeitig auch Belege fьr sprachliche Цkonomie. Das Verfahren lдsst sich an beliebig vielen Beispielen demonstrieren: >Job, der im eigenen Heim geleistet werden kann<,>im eigenen Heim geleistete Job</>Heimjob<;

4. Stilistische Grьnde: Viele Zusammensetzungen und Ableitungen bringen eine Aussage prдgnanter und anschaulicher zur Geltung als (umstдndliche) Wortgruppen. Nicht ьbersehen darf man allerdings, dass Wortzusammensetzungen auch zum ”extremsten Mittel der Satzkomprimierung“ werden kцnnen (P. von Polenz, 1984, s. 371).

Die Ursachen fьr die Neuaufnahme von Wцrtern sind mannigfaltig: neue Gegenstдnde werden produziert oder eingefьhrt.Gegenstдnde werden in der Wahrnehmung stдrker differenziert als frьher – Verдnderungen in der Einschдtzung gesellschaftlicher Probleme (z. B. Emanzipation, Umwelt) allgemeine Vermittlung einzelner Fachwissenschaften (z. B. Medizin, Politik, Wirtschaft) Ausweitung des Erfahrungshorizonts durch цffentliche Medien (vor allem durch das Fernsehen) – steigender Wert und Nutzen der Freizeit (Sport, Tourismus) politische Internationalisierung (Lehnwortschдtze) zunehmende Differenzierung politischer Entscheidungen (DDR, Ostpolitik).

6.Zur Wortbildung heute

 

Schon immer haben sich imDeutschen leicht neue Wцrter, Komposita und Ableitungen bilden lassen. Noch nie sind aber die Wortbildungsmittel so stark in Anspruch genommen worden wie heute, vor allem in der schцnen Literatur, der Presse und der Werbung. Es handelt sich hier zum grossen Teil umeine syntaktische Erscheinung, zurьckzufьhren sowohl auf die Tendenz zur Abstraktion undIntellektualisierung, als auch auf den Drang, sich kurz und konzentriert auszudrьcken.

Das Thema des englischen Einflusses auf die deutsche Sprache darunter auch das Thema der Mischkomposita hat ziehmlich ausfьhrlich Broder Carstensen ausgearbeitet.

6.1. Flexion

Das ьbernommene englische Wort fьgt sich nicht in ein deutsches Flexionsschema ein, sondern weist im Mask. und Neutr. des Genitivs (des Test neben des Tests) und im Plural (Hostesses neben Hostessen) Unregelmдssigkeiten auf.

Der Plural geht meistens auf -s aus, aber bei Gangster, Speedster, Roadster, Teenager, Western und einigen anderen liegt Endungslosigkeit vor.

6.2. Prдfixe und Suffixe

Prд- und Suffixe werden in der Arbeit behandelt, wenn sicher oder wenn die Wahrscheinlichkeit gross ist, dass ein englischer Einfluss gegeben ist. Dabei sind aus dem Englischen stammende Prд- und Suffixe, die wie -ical in ihrer Originalform ins Deutsche ьbernommen worden sind, von solchen zu unterscheiden, die wahrscheinlich lediglich eine Frequenzsteigerung entsprechender deutscher Formen bewirkt haben; meistens handelt es sich dabei um Internationalismen wie ultra-. Zwischen diesen beiden Extremen gibt es weitere Mцglichkeiten der Beeinflussung deutscher Wortbildungselemente durch englische Formen.

Solche Fдlle werden nur behandelt, wenn die Affixe im Deutschen produktiv sind, d. h. hдufiger vorkommen und weitere Bildungen vermuten lassen.

Behandelt werden hingegen nicht nur solche englischen Affixe wie -ical, sondern auch solche international weit verbreiteten wie Mini-, super-, Super-etc.: In diesen Fдllen kann vermutet werden, dass unter englischem Einflusszumindest eine Frequenzsteigerung entsprechender deutscher Formen gegeben ist.

Oft ist nicht deutlich zu erkennen, ob eine deutsche Bildung nur das im Englischen produktive Prд- oder Suffix verwendet, d. h. an ein deutsches Wort anfьgt oder, ob der gesamte deutsche Begriff nach englischem Vorbild entstanden ist. So ist wahrscheinlich, dass deutsch Minirock nach englisch miniskirtentstanden ist, aber wenn Der Sprachdienst (1967: 24f.) einem Artikel die Ьberschrift "Deutsch fьr Minibemittelte?" gibt, ist evident, dass hier kein englisches Vorbild gegeben ist, sondern dass es sich wahrscheinlich um englisch mini- und deutsch bemittelte, also eine Sprachspielerei, handelt. )